Podcastbibliothek Mythmaker

Fortuna, Samsara, Kismet

– die blutige, gebärende Kraft der Welt, ohne die es kein Mysterium der Liebe gibt. Menschen geben ihr Namen und beschreiben sie begreifbar – das Unbegreifliche, Schmerzhafte und Unabänderliche des Lebensflusses zu erfassen.

  • Fortuna – die Macht des Schicksals dreht ihr Unglücksrad, lässt Dich steigen und wieder fallen.
  • Samsara – ewiger Kreislauf aus Werden und Vergehen. Schlange und Schwein im Zentrum (Attribute der großen Göttin) drehen das Lebensrad erbarmungslos; Karma erzeugend Leben erhalten.
  • Oder Kismet – unabwendbares Schicksal.

Daraus weben unheilskundige MythmakerInnen den Stoff fesselnder Mythen, türöffnendes Gewand in eine heilsame Unterwelt. Nur nackt erhältst Du Zutritt – verwundbar.

Heilig, unrein, magisch – das Blut der Frau
Von Nadja Stempel
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Obwohl die Monatsblutung die Hälfte der Menschen weltweit betrifft, oder einmal betroffen hat, ist das Thema Menstruation noch immer tabuisiert. Frauen leiden meist still vor sich hin, Hygieneartikel sind oftmals zu teuer – auch in Deutschland. Dabei ist die gesellschaftliche Einstellung zur Menstruation seit der Antike geprägt von Ambivalenzen: Während das weibliche Monatsblut einerseits positiv als Zeichen der Fruchtbarkeit und Gesundheit gedeutet wird, ja dem Blut gar magische Kraft zugesprochen wird, steht es durch die Assoziation mit Sexualität auch immer im Verdacht der Unreinheit. Gerade in den Religionen, in denen die Kategorien der kultischen Reinheit und Unreinheit von zentraler Bedeutung ist, werden menstruierende Frauen während ihrer Periode häufig auch heute noch von der Glaubenspraxis ausgeschlossen. Während Blut religiös zumeist als göttlich und heilig gesehen wird, hat das Blut der Frau scheinbar einen niederen Stellenwert. Neueste feministische Ansätze wie die „Free Bleeding“-Bewegung wollen mit bewusst „freiem“ Menstruieren dem gesellschaftlichen Tabu entgegentreten. In den „Evangelischen Perspektiven“ analysiert Nadja Stempel unser paradoxes Verhältnis zum Blut der Frau.

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Die große Mutter
Matriarchatsforschung und ihre Antworten für die Krisen der Gegenwart
Von Geseko von Lüpke
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In den letzten rund 5.000 Jahren wurden die meisten Kulturen der Welt von Männern dominiert – man spricht vom „Zeitalter des Patriarchats“: Hierarchische Gesellschaften, die auf Konkurrenz, Kontrolle, militärische Gewalt setzten, um ihre Macht durchzusetzen und zu erhalten. Diese Ansätze haben der Welt Ungleichheit und Kriege gebracht, die Biosphäre stark geschädigt und die Hälfte der Menschheit – die Frauen – benachteiligt. Kein Wunder, dass gerade sie nach Alternativen suchen. In den letzten 50 Jahren entstand daraus die „Moderne Matriarchatsforschung“. Sie beruft sich einerseits auf archäologische Spuren von vorchristlichen Matriarchaten, sucht andererseits in alten Mythen, Märchen und Legenden nach Hinweisen auf eine andere Rolle der Frauen. Und sie erforscht zudem jene regionalen matriarchalen Kulturen, die es noch heute in China, Indonesien, Indien und bei manchen indigenen Völkern gibt. Aus diesen sich ständig ausweitenden Forschungsergebnissen ergibt sich aber keine dominante „Frauenherrschaft“, sondern das zeitlose Modell einer egalitären, friedlichen, kooperativen, das Leben fördernden Kultur, in der Mann und Frau gleichberechtigt sind und das „Mütterliche“ der höchste kulturelle und spirituelle Wert ist. Die Anschlussfrage stellt sich: Ist die Zukunft der Welt weiblicher?

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Die Natur ist beseelt, das sieht jeder Mensch. Sie wird von Feen, Nymphen, Faunen und Wassermännern bewohnt, das weiß jede Kultur. Märchen und Mythen benennen Zauberwesen unterschiedlich: Im orientalischen Raum sind es Peris und Dschinns, die hinter der materiellen Welt walten, in irischen Sagen die koboldhaften Leprechauns und böse Gestalten wie die Todesfee Banshee, deren Ruf als Todesbotschaft gefürchtet wird. In den ungarischen Märchen ist es die schöne Fee Ilona, die sich hinter einem Federnkleid verbirgt und sich in einen Sterblichen verliebt. Und in der keltischen Artus-Sage sind es Morgana und Viviane, die die Menschen leiten, lieben, verführen oder dem Untergang weihen. Denker und Forscher erkannten schon im Altertum, dass es sich bei den Zauberwesen um die Projektionen menschlicher Gefühle und Befindlichkeiten handelt. Psychologen des 20. Jahrhunderts wie C.G. Jung und Karl Kerényi kamen zu dem Schluss, dass Mythen als eine Art Lebenshilfe fungieren und dass Naturgeister die elementaren Dinge des Lebens verkörpern: Angst und Hoffnung, Liebe, Sex und Tod. Autorin: Katalin Fischer / Regie: Susi Weichselbaumer

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Hat Medea ihre Kinder getötet oder wurde sie das Opfer einer Rufmordkampagne? Der antike Mythos von der eifersüchtigen Ehefrau des Argonauten Jason erfuhr im Laufe der Jahrhunderte viele literarische Umformungen und Deutungen. Von: Justina Schreiber

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Kali ist die indische Göttin des Todes und der Zerstörung und zugleich die verehrte Mutter, Verkörperung göttlich weiblicher Urenergie, gütige Lebensspenderin und Schöpferin. Wie geht das zusammen? Autor: Frank Halbach

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Erst Hure, Sünderin, Besessene – dann fromme Büßerin und Heilige? Oder doch die heimliche Geliebte Jesu, Mutter seiner Kinder, Hüterin des Grals? Weder noch! Maria Magdalena ist nichts von alledem. Und doch ist die Suche nach ihr spannender als jeder Krimi.

Die Maria Magdalena der katholischen Tradition, die Sünder- und Büßerheilige der Legende, die reuige Dirne hat es nie gegeben. Sie ist ein Kunstprodukt, ein Mischwesen, zusammengesetzt aus mehreren Marien in den Evangelien, vermengt mit namenlosen Frauen im Umkreis Jesu, überwuchert von allegorischen Deutungen und exegetischer Instrumentalisierung. Diese Klitterung von Tatsachen, Behauptungen und purer Fabelei ist kein Versehen, sondern Kalkül. Eine immer stärker von Männern dominierte Amtskirche wollte nicht wahr haben, was Jesus vorlebte, die Evangelien überliefern und das Urchristentum ganz selbstverständlich verwirklichte: die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Damit die Männer obenauf kommen und bleiben konnten, mussten die Frauen hinunter: in den Sumpf der Sünde, in den charismatischen Exodus, ins Schweigen der Bedeutungslosigkeit. Maria Magdalena, die emblematische Büßerin wurde zur Schlüsselfigur dieses Prozesses. Sie büßt stellvertretend für alle Frauen, stellvertretend für ihr Geschlecht und die Geschlechtlichkeit generell. So ist die männliche Kreation der Kunstfigur Maria Magdalena ein bis heute nachwirkendes Beispiel für den Versuch, sie und mit alle Frauen aus dem Zentrum der Verkündigung an den Rand der Kirche abzudrängen.

Von: Simon Demmelhuber / Sendung: Imogen Rhia Herrad

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Misogynie – Die Abwertung des Weiblichen

Misogynie hat viele Gesichter – und eine lange Geschichte. Seit der Antike wurde die Frau als unvollkommenes, defizitäres Wesen betrachtet, heute nimmt der Frauenhass gerade starke Frauen ins Visier. Von Beate Meier Frankenfeld

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Ich zitiere diesen Podcast und seine Beschreibung im Zusammenhang mit meiner künstlerischen Arbeit zum Thema „Der neue Mensch“.

Eine nackte Frau auf dem Altar, eine schwarze Katze, womöglich ein Ziegenbock. Auf dem Boden ein umgekehrtes Pentagramm, viel Räucherwerk und Alkohol – kurzum, Sex, Drugs und Brimborium. So huldigten die Teufelsanbeter ihrem Gebieter, der ihnen alle Ausschweifungen und Perversionen erlaubte. Die Teufelsjünger und -jüngerinnen mussten ihrem Gebieter in teils demütigenden, teils lustvollen Ritualen die Treue schwören. Völlige Ergebenheit an den starken Führer einerseits, lustvolles Sündigen andrerseits waren die zentralen Anziehungskräfte, und das Muster bewährt sich durchaus bis heute. Der Teufel, auch als Baphomet, Behemot und Belial, Beelzebub und Samiel sowie unter unzähligen weiteren Namen bekannt, wurde vornehmlich als Bock dargestellt (später reduziert auf den Bocks- oder Pferdefuß), so, wie die Gottheiten vieler heidnischer Religionen. Das Christentum konnte die alten Götter nicht verdrängen, also wurden sie als Verkörperung des Bösen in das christliche Weltbild integriert. Teufelskulte, Rituale, Geschichten – und die Psychologie dahinter.

Der Teufel hat viele Namen – Der Mythos vom Bösen

Was verbirgt sich eigentlich hinter der mythischen Gestalt des Teufels, die erst seit der Aufklärung bei Vielen in Vergessenheit geraten ist? – Eine Auseinandersetzung mit den Erzählungen vom Bösen. Autorin: Christiane Adam

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Ohne Atem kann der Mensch nicht leben. Atmen ist der elementarste Akt des Lebens. Gesteuert wird er – gleichsam automatisch – vom vegetativen Nervensystem. In allen Kulturen und Religionen wird der Atem aber auch mit der Seele verglichen. Von Lisa Laurenz

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Dauerhaft friedfertige Wesen – tanzende Menschen.
Tanzen ist etwas universal Menschliches. Es schafft Identität und Verbindung und kann als eine der ersten Kommunikationsformen bezeichnet werden. Von Birgit Magiera

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Ungeheuer, Weisheitswesen und Kuscheltier
Der Drache als Symbol von Schatten und Licht
Von Geseko von Lüpke

Keiner weiß, ob es sie jemals gab, oder ob ihre Existenz so etwas darstellt wie ein kollektiver Mythos, eine Metapher aus dem menschlichen Unterbewussten. Drachen gibt es als mythologische Fabelwesen in fast allen Kulturkreisen. Bei den alten Germanen legte er sich als Urschlange um den Horizont und hielt die Erde zusammen. Im Christentum symbolisieren Drachen das Böse, das Teuflische oder schlicht das „Unchristliche“ , welches besiegt, unterdrückt, getötet oder vereinzelt als Symbol dunkler Anteile auch liebevoll in den Arm genommen werden soll. In Asien ist der Drache deutlich positiver besetzt, symbolisiert Harmonie, Lebenskraft und Reichtum. Im Himalaja-Land Bhutan ziert er sogar das Staatswappen und ist Symbol für das pure Glück. Drachen geistern als Schattengestalten und Angstmacher durch Kinderträume und Märchen. Der böse Drache in der Kinderliteratur kann – wird er besiegt – sich aber auch in einen Träger kosmischer Weisheit verändern, dann wird er zum gottgleichen Wesen. In Zeiten, in denen wir kulturell zurückzufallen scheinen in einen mythologischen Kampf zwischen Kräften der Finsternis und des Lichts lohnt es sich, dem doppeldeutigen Mythos des Drachens auf die Spur zu gehen.

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Himmlische Geburten
Die vorchristlichen Wurzeln der Weihnachtsgeschichte
Von Friederike Weede

Und der Engel sagte zu Maria: „Fürchte dich nicht. Du wirst ein Kind bekommen, einen Jungen.“ Den Rest erzählt der Evangelist Lukas in der Weihnachtsgeschichte: Der Messias wird geboren von einer Jungfrau zur Erlösung der Menschheit. Allerdings, so einzigartig ist die Weihnachtsgeschichte gar nicht. Die Geburt des göttlichen Erlösers in Gestalt eines Kindes durch eine Jungfrau, im Alten Orient gab es zahlreiche Vorläufer für diese Story. Und auch der Evangelist Lukas griff auf ältere Mythen und Motive zurück, als er dem Engel Gabriel seine Prophezeiung in den Mund legte. Friederike Weede hat recherchiert, was die Jungfrau Maria mit der ägyptischen Göttin Isis zu tun hat oder Jesus mit dem persischen Zarathustra. Und warum es trotzdem, oder gerade darum, Sinn macht, alle Jahre wieder Weihnachten zu feiern.

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Wie Maria zum Kinde kam
Eine Ehrenrettung der Jungfrauengeburt
Von Uwe Birnstein

Eine Jungfrau wird schwanger?!? Das hält keinem Faktencheck stand. Warum bekennen dennoch weltweit allsonntäglich zigmillionen Christinnen und Christen ihren Glauben daran, dass Maria Jungfrau war, als sie Jesus gebar? Uwe Birnstein ging auf Spurensuche nach Sinn und Unsinn der Jungfrauengeburt. Er analysierte den biblischen Befund, fragte in unterschiedlichen Kirchen und Religionen nach, sprach mit wunderlichen Gläubigen, Feministinnen und Psychologen. Die erstaunlichsten Antworten fand er in der Popkultur und in der Welt der Poesie.

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Jungfräulichkeit: Ist das Schnee von gestern, nur noch peinlich? Oder doch ein Modell weiblicher Stärke und Selbstbestimmung? Vielleicht von allem etwas. Aber auf alle Fälle mehr als Hymenterror, Frömmelei und Fundamentalismus.

Jungfrau und Jungfräulichkeit, wie klingt das denn bitte? Taufrisch jedenfalls nicht. Eher verstaubt, altmodisch, abgestanden. Auf jeden Fall wie etwas, auf das wir achselzuckend, vielleicht aber auch verstört, verschämt oder ganz einfach nur ratlos reagieren. Möglicherweise machen uns die Reizworte sogar zornig: Weil sie so unerträglich nach Frömmelei und Fundamentalismus, nach unterdrückter Sexualität, nach Männerherrschaft und Frauenopfer, nach Hymenterror und Bettlakenschnüffelei, nach Unbeflecktheitswahn oder gar Ehrenmord und Genitalverstümmelung schmecken.

Ein Thema mit vielen Facetten

Aber lohnt es sich wirklich, mehr als ein beiläufiges Stirnrunzeln in ein Phänomen zu investieren, das so gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint? Was ist schon groß dran: Eine Jungfrau ist eine Frau, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Das war es dann, Punkt! Oder doch nicht? Gibt es über die nüchtern-medizinische Feststellung hinaus vielleicht doch Aspekte, die unsere Aufmerksamkeit verdienen, die uns staunen und sehen, die uns mehr begreifen und verstehen lassen? Die gibt es. In Hülle und Fülle!

Selbstbestimmung und Männerherrschaft

Kultur-, religions- und gesellschaftsgeschichtlich betrachtet, ist der „Mythos Jungfrau“ ein hochspannendes Phänomen mit einer überraschenden Bandbreite unterschiedlichster Erscheinungen, Deutungen und Funktionen. Die Jungfrau ist jedenfalls mehr als nur die, die keinen oder noch keinen Mann abgekriegt hat. Im Gegenteil. Sie steht in Vergangenheit und Gegenwart für weibliche Stärke, Widerstandskraft und Unabhängigkeit. Das ist die eine Seite, die strahlende. Die andere Seite ist das Bestreben, die Herrschaft über das Hymen als Herrschaft über den weiblichen Körper zu installieren: Der Jahrtausende währende Versuch, im Lobpreis der Jungfräulichkeit die Sexualität und die Selbstbestimmung der Frau zu kontrollieren und zu unterdrücken. „Jungfräulichkeit“, so fasst es die Kulturwissenschaftlerin Anke Bernau zusammen, „kann vieles bedeuten, aber harmlos oder unschuldig waren und sind diese Bedeutungen nie“.

Von: Simon Demmelhuber / Sendung: Antje Dechert

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Die ersten Schöpfungsmythen bezogen sich nicht etwa auf eine Vatergottheit. Muttergottheiten als Gebärerinnen und Herrinnen des Lebens wurden verehrt. Auch bei den Frühgriechen wurde z.B. Leda, die Schwanenjungfrau, Gegenstand der Anbetung. In den Anfängen des alten Ägyptens herrschte zunächst Mutterrecht in Gestalt der Königinnenmutter Isis.

Aber auch hier kam es später zu einer Hinwendung zu einer eher männlich geprägten Religion. Infolge einer Veränderung der Wirtschaftsform und durch die Arbeitsteilung trat vor etwa 6.000 bis 5.000 Jahren ein allgemeiner Wandel ein: Die Hinwendung zu männlichen Gottheiten und damit auch zum Patriarchat. Das hatte freilich seinen Preis: Waren matriarchalische Gesellschaften vermutlich durchweg friedfertiger im Umgang mit Mensch und Natur, so ist in patriarchalischen Kulturen eine gewisse Aggressivität nicht zu leugnen. Unsere heute weltweit dominierende westliche Lebensform geht sicherlich auf diese Denkmuster zurück.

Von: Christian Feldmann

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Von der Schöpfergottheit zum Dämon: Die Geschichte eines Ursymbols

Angst vor Schlangen? Keine Sorge, das ist normal. Die meisten Menschen fürchten sich vor den unheimlichen Reptilien. Ihre heimtückischen Blitzattacken, ihr lautloses Anschleichen, ihr verborgenes Lauern, ihr starrer Blick und ihr giftiger Biss jagen uns Schauer über den Rücken. Und dieses Gefühl ist nicht anerzogen, sondern durch die Evolution in unseren Gehirnen verankert. Das behaupten zumindest zwei Forscher der amerikanischen University of Virginia. Weil Schlangen eine reale Gefahr für den Menschen sind, haben wir gelernt, sie instinktiv zu meiden.

Die überschätzte Gefahr

Schön und gut. Aber wer von uns ist tatsächlich schon einmal einer Schlange in freier Wildbahn begegnet, wer gebissen worden? Wohl die wenigsten. In unseren Breiten geht von Schlangen keine wirkliche Bedrohung aus, und auch global hält sich das Risiko in Grenzen. Weltweit sterben etwa 100.000 Menschen pro Jahr an Schlangenbissen. Verdorbene Lebensmittel fordern jährlich rund zwei Millionen Menschenleben und etwa 1,5 Millionen Todesfälle gehen auf das Konto unscheinbarer Pilzinfektionen. Fürchten wir uns deshalb vor Lebensmitteln oder Pilzen? Halten wir Pilze für böse, teuflisch und dämonisch? Machen wir Pilze für den Sündenfall verantwortlich? Nein, aber wir fürchten uns vor Schlangen.

Schlangenangst: Ein kultureller Lerneffekt

Um die Fakten geht es dabei offensichtlich nicht. Worum geht es dann? Wahrscheinlich tatsächlich um einen Lerneffekt. Aber dieser Lerneffekt ist weder natürlich und evolutionär, sondern kulturell gegründet. Wir haben gelernt Schlangen zu fürchten, weil wir sie seit zwei Jahrtausenden systematisch dämonisieren: als Verkörperung des Teufels, als Ausgeburt der Hölle, als Boten der Apokalypse. Auf Gemälden, in Büchern, Predigten und Erzählungen haben sie solange ihren Rachen aufgerissen, uns verfolgt, heimgesucht, bedrängt, verschlungen und ins Verderben gerissen, bis unser Unterbewusstsein gar nicht mehr anders konnte, als Abscheu, Ekel, Entsetzen und buchstäblich Todesangst zu empfinden.

Die Vertreibung der Schlange aus dem Paradies

Doch das war und ist nicht immer und nicht überall so. In alten Mythen verkörperten Schlangen göttliche, heilsame und schützende Kräfte. Sie standen zeit- und kulturübergreifend für die guten Aspekte der Schöpfung, für Fruchtbarkeit, ewige Erneuerung, Lebendigkeit, Weisheit. Sie wehrten Unheil ab, repräsentierten das mütterliche Wesen der Erde, gebaren den Kosmos, den Himmel und die Menschheit, waren Träger geheimen Wissens, wurden selbst als Gottheiten verehrt. Die Furcht, die sie bei aller Verehrung stets auch auslösten, keine Angst, sondern Ehrfurcht: ein Gefühl zwischen Faszination und Schrecken, das den Menschen in Gegenwart des Heiligen überfällt.

Tod und Geburt, Leben und Erneuerung: Das Doppelgesicht der Welt

Im Laufe der Zeit haben Schlangen für alles und das Gegenteil herhalten müssen. Sie waren Götter und Dämonen, Schutz und Bedrohung, Heilung und Verderben, sie hüteten den Garten der Hesperiden und verdarben den Garten Eden. Die Schlange war von Anfang an da. Sie war mit uns jung und ist mit uns alt geworden. Sie hat uns auf dem Weg unserer kulturellen Evolution begleitet: als Indikator unseres Natur- und Menschenverständnisses, unserer religiösen Konzepte und ihres Wandels. Der Blick auf die Schlange ist daher immer auch ein Blick auf uns selbst und führt tief hinein in das Wesens des Menschen und das Bild, das wir von der Welt entwerfen.

Von: Simon Demmelhuber / Sendung: Geseko von Lüpke

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Erotik und Glauben? – Lust und Liebe in den Weltreligionen

Religion und Erotik? So lustfeindlich sind die Religionen oft gar nicht, schaut man genauer hin. Eine sinnliche Spurensuche nach Lust, Liebe und die oft versteckte Erotik in den verschiedenen Religionen. (BR 2012) Von Christian Feldmann

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Das Wort ‚Dämon‘ kommt aus dem Griechischen: ‚daimonos‘ bezeichnete ursprünglich eine göttliche Kraft, die meist positiv und schützend auftrat, gelegentlich aber auch strafend und zerstörerisch sein konnte. Im ersten Jahrhundert entwarf der jüdische Philosoph Philo die Vorstellung vom guten und bösen Daimonenpaar, das jeder Mensch in sich trägt. Dieses Bild wurde vom Christentum übernommen; allerdings nannte man die unsichtbaren Geistwesen nun ‚Botschafter‘, griechisch ‚angellos‘: Engel. Der Daimon wurde aber auch zum bösen Geist, der nun noch in der Hölle einen Job fand: als teuflischer Dämon. Im Mittelalter entstand neben der so genannten ‚Angelologie‘, die sich mit den Engeln befasste, die Disziplin der Dämonologie. Sie sollte bis in die Neuzeit fortbestehen: Nicht nur die Hexenverfolger im 17. und 18. Jahrhundert sahen überall Dämonen, sondern auch noch die ersten Naturwissenschaftler, die hinter den rätselhaften Kräften der Physik unsichtbare, boshafte Geister vermuteten. Autorin: Imogen Rhia Herrad / Regie: Irene Schuck

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Über die ganze menschliche Kulturgeschichte stand die Wildnis im Gegensatz zu Kultur und Zivilisation: Kultur war dort, wo die Wildnis überwunden war. Das Wilde galt als chaotisch, gefährlich, bedrohlich. Aufgabe des Menschen war es, die wilde und unvollkommene Natur zu verbessern und zu perfektionieren. Seit deutlich wurde, dass sich der Mensch mit der Aufgabe, die Schöpfung untertan zu machen, heillos überfordert hat, hat sich auch der Wildnisbegriff grundlegend verändert. „Wildnis“ hat wieder Hochkonjunktur. Abenteurer und Überlebenskünstler gelten als moderne Helden; die Tourismusindustrie lockt erfolgreich in die „letzten Paradiese“, die Erlebnispädagogik preist den Wert der Wildnis für schulisches Lernen, soziale Therapien und Managementkurse nutzen die Wildnis für Persönlichkeitsentwicklung. Naturschützer und Landschaftspfleger erheben die Wildnis zum Kulturgut. Statt den Menschen als einzigen Erschaffer und Bewahrer des „Guten, Reinen, Schönen“ zu sehen und die Wildnis mit Chaos, Unordnung, Schrecken und Gewalt zu assoziieren, wird die Wildnis heute eher als ursprünglich, harmonisch, nachhaltig empfunden. Autor: Geseko von Lüpke / Regie: Irene Schuck

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Frucht voller Symbolik
Der Apfel in Mythos, Märchen und Religion
Von Barbara Weiß

Ein Tag ohne Apfel – das ist angeblich ungesund und in Deutschland kaum vorstellbar. Ist der Apfel doch sicher das wichtigste heimische Obst: Apfelsaft, Apfelkuchen, Bratapfel und Apfelbrei. Kaum eine andere Frucht ist so allgegenwärtig. Auch in Mythen, Legenden, Märchen und im Brauchtum hat der Apfel seit jeher große Bedeutung, ob in Schneewittchen oder in der griechischen Mythologie: Da sorgte ein Zankapfel dafür, dass unter den drei griechischen Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite Streit ausbrach, der letztlich den Krieg um Troja auslöste. Die Germanen pflanzten Apfelbäume in der Nähe ihrer Häuser, weil sie sich davon Schutz durch die Götter erhofften. Die Bedeutung des Apfels ist vielschichtig: Einerseits symbolisiert er das Leben, die weibliche Kraft, Schönheit, Vollkommenheit und Fruchtbarkeit. Andererseits werden mit ihm Sünde und Versuchung verbunden – wie in der biblischen Paradieserzählung. Nach christlicher Auffassung war der Apfel – oder zumindest eine „süße Frucht“ – der Auslöser für die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies. Geschichten rund um den Apfel – in den Evangelischen Perspektiven macht Barbara Weiß sie schmackhaft.

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Der grüne Mann
Eine verborgene Figur im Christentum
Von Geseko von Lüpke

Die Kirchengeschichte ist voll mit Märtyrern, Drachentötern, Kreuzrittern und heldenmutigen Missionaren, die – dem Tod furchtlos ins Auge blickend – die „Heilige Schrift“ verbreiten wollten. Eine in christlichen Kirchen fast allgegenwärtige Männerfigur aber wird versteckt, übersehen, totgeschwiegen – es ist die Figur des „Grünen Mannes“. Es sind steinerne oder hölzerne Gesichter von Männern, aus deren Mund, Nase oder Ohren Vegetation quillt – Blätter, Blattwerk, Früchte – und sich um sie herum ergießt. Sie finden sich an Kapitellen, Stützen, halten oft das Kirchengewölbe. In der christlichen Kunstgeschichte werden sie weitgehend ignoriert – sie gelten als Ornamentik und Spielereien früher Kirchenbauer ohne tieferen Sinn. Doch es scheint, als würde damit eine spirituelle Tradition des Christentums ins Abseits gedrängt, die immer auch da war: Eine tiefe spirituelle Verbindung zur lebendigen Natur. Die Botschaft des „Grünen Mannes“ könnte lauten, dass die natürliche Welt, die Vegetation, das Wilde, die Natur aus dem aus dem spirituellen Raum überhaupt nicht herauszuhalten ist. Der „Grüne Mann“ brächte dann den Aspekt einer spirituellen Verbundenheit mit der Natur, der aus den Kirchen ausgesperrt wurde, wieder ein in den Glauben. Braucht es heute „Grüne Männer“, die mit spiritueller Tiefe für den Schutz der Natur eintreten, weil sie sich als Teil von ihr erleben?

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